Wandern an der schiefen Ebene
Mit einer schiefen Ebene verbinden die meisten wohl Pyhsikunterricht in der Schule, aber wohl kaum eine Wanderung oder Cachetour. Eisenbahninteressierte denken wohl spontan an etwas anderes: einen Streckenabschnitt zwischen Neuenmarkt-Wirsberg und Marktschorgast. Auf 6,8km überwindet die Strecke 157,7 Höhenmeter. Für die 1840er eine beeindruckende Leistung, die die damaligen Dampflokomotiven dennoch an ihre Grenzen brachte. Um den Höhenunterschied und die Taleinschnitte zu überwinden, waren zahlreiche Steindämme und Stützmauern nötig. 1400m lang und bis zu 32m hoch sind diese Steindämme, eine beeindruckende Ingenieursleistung zu dieser Zeit.
Unzähligen Durchlässe für Bäche, Straßen, Feldwege und Oberflächenwasser prägen die Steindämme. Die Bauwerke wurden damals übrigens so aufwändig und gewissenhaft konstruiert, dass diese auch den heutigen Belastungen problemlos standhalten können und bisher kaum Modernisierungen nötig gewesen sind.
Seit 2014 gibt es entlang der Strecke einen Lehrpfad. 10 große Infotafeln und einige Zwischenstationen informieren über Geschichte und die Bauwerke der Schiefen Ebene. 8km ist dieser Wander- und Lehrpfad lang, dabei sind einige ordentliche Steigungen zu überwinden, festes Schuhwerk ist anzuraten. Es handelt sich leider nicht um einen Rundweg, aber da man zwischen zwei Bahnhöfen wandert, kann man die Rückreise natürlich mit der Bahn antreten.
Wir entschieden uns, „unten“ in Neuenmarkt-Wirsberg zu parken, mit dem Zug nach „oben“ zu fahren (vorsicht, der Zug wird in Neuenmarkt geteilt, eine Hälfte fährt nach Bayreuth, die andere nach Marktschorgast). Vom oberen Ende der schiefen Ebene wanderten wir dann zurück Richtung Auto. Direkt am Bahnhof liegt der alte Multi „Schiefe Ebene„, da der Owner schon lange nicht mehr online war und der Lehrpfad sich inzwischen doch verändert hat, findet man direkt an den Koordinaten zunächst keine Infos zur Beantwortung der Fragen. Bisschen Google und ein kleiner Besuch im Bahnhof helfen einem aber soweit, dass man sinnvolle Koordinaten bekommt. Nur soviel im voraus: die Dose findet man unterwegs an der Strecke, es ist also durchaus sinnvoll, in Marktschorgast zu starten. Weiter gehts mit dem Multi „Horch, do kummt a Zuuch„, leider wurden wir bereits an der ersten Station nicht fündig. Unterwegs findet man immer wieder Wasserdurchlässe für Bäche, aber auch für Oberflächenwasser. In einem dieser Auslässe findet man den Tradi „nochnloch“ wobei ich T3 fast etwas zu niedrig finde, vor allem wenn man sich nicht zu schmutzig machen möchte.
Am nächsten Tradi gibts dann allerlei zu entdecken. Selbstverständlich stehen auch hier Infotafeln mit weiteren Details.
Die beiden Betonsäulen rechts und links der Gleise sind eine sogenannte Fallkörpersperre. In den Hochzeiten des Kalten Krieges sollten sie die Nutzung der Strecke durch den Warschauer Pakt verhindern. Im Kriegsfall wären sie mittels vorbereiteter Ladungen gesprengt worden und auf die Gleise gefallen. Des Weiteren gibt es in der Nähe der Dose noch ein rekonstruiertes Signalwärterhäuschen. Die nachgebauten Signale waren vor der Einführung von Telefon und später Funk zur Koordination der Züge und zur, natürlich eingeschränkten, Kommunikation mit den Zügen nötig.
Weiter gehts entlang der Schiefen Ebene, man läuft parallel zu den Gleisen, dann gehts nach unten durch einen der Durchlässe und auf der anderen Seite wieder steil nach oben und das mehrmals, durchaus anstrengend.
Nachdem man wieder fast unten angekommen ist, kann man noch schnell den Tradi „Schiefe Ebene“ und, sofern man genug Mückenschutz und evtl. Gummistiefel dabei hat, auch den Tradi „beim Biotop„. Zum Ende des Lehpfades verlässt man die schöne Natur und läuft auf einem breiten Schotterweg gen Neuenmarkt. Durch die Stadt geht es dann zum Bahnhof, wo entweder das Auto auf einen wartet oder die Rückfahrt nach oben ansteht.
Fazit: eine durchaus fordernde, aber auch lohnende Wanderung. Viele Infotafeln vermitteln allerlei Wissen zur Strecke, zu den Bauwerken und den Zügen, die früher dort verkehrten. Sogar eine Horchstation gibt es, dort kann man lauschen, wie sich die Dampflokomotiven die Steigung nach oben gequält haben.