Cachen in 800m Teufe
Nein, das ist kein Tippfehler im Titel, es heißt wirklich Teufe und es hat auch etwas mit Tiefe zu tun. Während sich im allgemeinen Sprachgebrauch Höhe bzw. Tiefe am Meeresniveau (Normalnull, Normalhöhennull, ein Kapitel für sich) orientieren, nutzten die Bergleute früher einen Referenzpunkt an der Oberfläche. Die Kristallgrotte Merkers befindet sich auf 800m Teufe, also 800m unter der thüringischen Erde. Umgerechnet auf Normalnull sind es gute 500m. Wohl mit einer der tiefsten Punkte, den man beim Geocachen erreichen kann. Wer jetzt an ein Lostplace-Bergwerk und selbstständiges Erkunden denkt, muss leider enttäuscht werden. Das Kaliwerk ist nur im Rahmen einer Führung befahrbar. In dem ausgedehnten Stollengeflecht würde man sich eh nicht zurecht finden.
Bei dem Cache handelt es sich um einen Earthcache und die geologische Besonderheit, um die es hier geht, ist die bereits eingangs erwähnte Salzkristallgrotte, die auf Grund ihrer Ausdehnung (45m lang, 7-10m breit) und der Größe der Salzkristalle (1m Kantenlänge und mehr) weltweit einzigartig ist und deshalb auch zum nationalen Geotop erklärt worden ist.
Was muss man nun tun, um in den Genuss der Salzgrotte zu kommen und was erwartet einen? Nun, zunächst muss man sich entscheiden, ob einen das Abenteuer 23,- bzw. 26,-€ (je nach Wochentag) wert ist. Der Cache ansich ist das natürlich nicht, aber man bekommt dafür ja doch allerhand geboten.
Zunächst sollte man sich einen Platz für eine der Führungen reservieren, eine Anreise auf gut Glück könnte ärgerlich ausgehen. Was erwartet einen nun für das Geld? Nach einem kurzen Film zur Einstimmung und einer Sicherheitsunterweisung bekommen alle Teilnehmer einen Helm und einen Kittel zum überziehen. Danach gehts auch schon mit dem Förderkorb in 90s 500m nach unten!
Da die Wege unter Tage doch etwas länger sind, warten nach der Wetterschleuse auch gleich einige umgebaute LKW auf die Besucher.
Nun fährt man ca. 7km und 300 Höhenmeter (oder sinds Tiefenmeter?) zur Salzgrotte. Unterwegs gibt es noch einen kurzen Stopp im wohl tiefsten Autokino der Welt. Ein weiterer Film erläutert den Ablauf einer Sprengung unter Tage und einige der im Bergbau genutzten Großmaschinen.
Von dort geht es weiter zur Salzgrotte, ein wirklich toller Anblick, der noch mit Licht & Ton passend in Szene gesetzt wird.
Nach der kurzen Besichtigung geht es dann mit den LKW den größten Teil der Strecke wieder zurück Richtung Ausgangspunkt ins unterirdische Bergbaumuseum. Hier gibt es einen kurzen Abriss zur Bergbaugeschichte. Arbeitsmethoden im Wandel der Zeit, typische Ausrüstungsgegenstände und etwas Großgerät.
Vorletzte Station der Führung ist der sogenannte Großbunker. Dabei handelt es sich um keine Luftschutzeinrichtung, sondern um eine riesige Halle (250m x 22m x 17m), in der Salz zwischengelagert werden konnte, bevor es ans Tageslicht befördert wurde. Heute befinden sich dort die größte unterirdische Konzerthalle der Welt, ein Klettergarten und eine Bar.
Das alles auf 500m Teufe. Für Augen und Ohren gab es dann noch eine kleine Lasershow, die durchaus Lust darauf macht, einmal ein Konzert unter Tage zu besuchen.
Den Abschluss der Tour bildet der Glodraum. Hier wurden zum Ende des Zweiten Weltkriegs Gold, Reichsmark, Devisen und Kunstgegenstände von den Nationalsozialisten versteckt. General Patton stieß mit seiner 3. Armee nach Thüringen vor, um den Sowejts zuvor zu kommen, in deren Besatzungszone das Bergwerk liegt. Der Fund war so bedeutend, dass sogar der damalige Oberkommandierende der allierten Streitkräfte, Dwight D. Eisenhower, sich auf den Weg in den kleinen Ort gemacht hat. Heute gibt es dort einen kurzen, von US-Streitkräften gedrehten Film zu sehen, einige historische Fotografien einige Geldsäcke und Plastikgoldbarren als Deko.
Alles in allem hat die Führung letztlich 2,5h gedauert, wobei man durchaus eingestehen muss, dass ein großer Teil der Zeit für das Zurücklegen der großen Wegstrecken unter Tage draufgeht. Gute 20km legt man so auf dem LKW zurück. Für mich persönlich war es das Geld wert. Man bekommt einiges, vor allem einmaliges, zu sehen, die begleitenden Bergleute waren äußerst freundlich und bereit, alle möglichen Fragen zu beantworten. Der Cache ist hier nur eine kleine Zugabe zu einem tollen Erlebnispaket. Ob einem das Geld das wert ist, muss und darf jeder für sich selbst entscheiden.